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Optimismus im Alltag – Ist dein Glas halb voll oder halb leer?

Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Dieses Zitat von Max Frisch kann auf das Thema Resilienz übertragen werden. In Krisen reagieren Menschen unterschiedlich: Es gibt solche, die resignieren, und solche, die resilient sind und die Krise als Chance betrachten. Sie haben eine optimistische Sicht auf die Welt und das Leben. Und das Gute ganz optimistisch vorweg: Optimismus ist erlernbar!

Inhalt:

Was macht optimistische Menschen aus?
Ist Optimismus eine Frage der Einstellung?
Ist Optimismus angeboren oder kann ich ihn trainieren?
Wie werde ich optimistischer?
Leben Optimisten länger?
Wie kann ich Optimismus aktiv üben?

Was macht optimistische Menschen aus?

Ist dein Glas halb leer oder halb voll?

Diese klassische Frage kann auch einmal anders gestellt werden: Vervollständige einmal den folgenden Satz in deinem Kopf: „Die Welt ist voll von…“. Welches Wort kommt dir zuerst in den Sinn?

Wenn es positiv war, gratuliere! In Deutschland und der Schweiz ist die Antwort Nummer 1 nämlich statisch gesehen „Idioten“, wenn wir über menschliche Aspekte reden, und „Probleme“, wenn über nicht-menschliche. In Österreich sind die Idioten übrigens „Narren“ (aus einem Vortrag der Management- und Motivationstrainerin und Autorin Vera F. Birkenbihl).

H. Matisse: Papageien-Tulpen, 1905

Es gibt überall Blumen für den, der sie sehen will.

Henri Matisse

Und ja, wir neigen dazu, den Fokus auf das Negative im Leben zu richten. Nicht nur persönlich, auch gesellschaftlich haben wir einen Hang zur Defizitorientierung. Wir können also tendenziell etwas mehr Optimismus in unserem Leben gebrauchen.

Ist Optimismus eine Frage der Einstellung?

Im Sinne der Resilienz ist Optimismus auf unterschiedlichen Ebenen zu sehen:

Einmal bedeutet es, dass optimistische Menschen eher dazu tendieren, das Gute im Schlechten zu sehen. Das heißt, sich in herausfordernden Lebenssituationen eben nicht nur im Tunnelblick auf das Negative zu befinden, sondern die Perspektive ändern zu können. Das kann sich dadurch zeigen, dass wir uns Fragen stellen wie: Was kann ich hier lernen? Wofür könnte diese Erfahrung gut sein? Das ist eine Frage der Haltung. Wir gehen praktisch davon aus, dass das Leben oder andere Menschen uns pauschal etwas Böses wollen und glauben an einen guten Ausgang.
 Das hat auch mit Erfahrung zu tun. Machen wir öfter die Erfahrung, dass wir schwierige Situationen meistern konnten, kann das Einfluss darauf haben, wie wir ähnliche Erlebnisse zukünftig bewerten.

Nach meiner letzten schweren Krise 2014/15 fing ich wieder an zu arbeiten. An manchen Tagen wachte ich schon morgens auf und wusste: Heute geht’s mir gar nicht gut. Es fiel mir schwer, aufzustehen und produktiv zu sein.In den ersten Wochen und Monaten auf dem Weg der Genesung hatte ich an solchen Tagen stets große Sorgen: Rutsche ich wieder in die Krise? Geht alles wieder von vorn los?
Mit der Zeit und der Erfahrung lernte ich, dass ein Tag ein Tag ist und nicht zwangsläufig etwas über morgen oder die kommenden Wochen aussagt. Ich konnte den negativen Tunnelblick verlassen. Heute weiß ich, dass ein schwieriger Tag nicht automatisch den Beginn einer neuen schweren Krise markiert – und selbst wenn es so wäre, ich auch das meistern würde. Das ist Optimismus.

Der zweite wichtige Aspekt einer optimistischen Perspektive ist es, sich selbst besser kennenzulernen, die eigene Ressourcen, Fertigkeiten und Fähigkeiten dahingehend zu erweitern, dass ich weiß:

  • Was tut mir gut?
  • Wie kann ich mich regulieren?
  • Wie kann ich für Balance sorgen? In welchem Lebensbereich kann ich (noch) gut sein, um eventuelle Defizite woanders auszugleichen?

Wie oft wurde ich in der Tagesklinik gefragt: Was brauchst du jetzt? Was tut dir gut? Und ich hatte keine Antwort. Doch ich lernte, dass genau diese Antworten die wichtigsten waren, um zu lernen, gut für mich selbst zu sorgen.

Ist Optimismus angeboren oder kann ich ihn trainieren?

Eine gewisse Portion Optimismus liegt wohl schon in uns. Es gibt eher optimistische und eher pessimistische Charaktere. Der Psychiater Dennis Charney von der Mount Sinai School of Medicine in New York hat den Faktor Optimismus auch als eine Überlebensstrategie herausgearbeitet.

Er hatte 750 Kriegsveteranen interviewt, die trotz teils sehr schwieriger Erlebnisse keine Depression oder Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt hatten und sich sehr belastbar zeigten. Als er die Eigenschaften der Probanden untersuchte und nach Häufigkeit ordnete, befand sich Optimismus auf Platz 1. Die Studie zeigt also, dass der Faktor Optimismus einen großen Einfluss darauf hat, wie wir mit Krisen und schwierigen Erlebnissen grundsätzlich umgehen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass in mir eine kleine Optimistin wohnt. Bei allem Leid und während der Aufarbeitung schwieriger Erlebnisse aus der Kindheit wurde mir immer mehr bewusst, dass ein Teil von mir immer wusste: Ich schaffe das, es gibt einen Weg – ich überlebe das. Ich denke, ich hätte (mich) sonst bereits früh aufgegeben.

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Auch, falls der optimistische Anteil bei dir noch nicht so stark ausgeprägt ist: Optimismus kann gelernt, d.h. trainiert werden.

Wie werde ich optimistischer?

Bei ziemlich jeder Sache im Leben, die wir verbessern oder gar meistern wollen, braucht es vor allem eines: Üben, üben, üben.
 So verhält es sich auch mit dem Optimismus. Immerhin ist es doch eine gute Nachricht, dass wir an unserer Einstellung arbeiten und optimistischer werden können!

Dazu ist es wie bei jeder Lernerfahrung, wichtig, klein anzufangen:

Im ersten Schritt geht es erst einmal darum, sich selbst besser kennenzulernen und herauszufinden, was gut tut. Was mag ich, was erdet mich wenn ich angespannt bin, was bringt mir Aufschwung, wenn ich geknickt bin? Außerdem: Erlauben wir uns (wieder) Spaß und Freude im Alltag zu erleben!

Das führt in der Folge dazu, dass wir unsere Kompetenzen in der Emotionsregulation stärken und das kann einen nachhaltigen Effekt auf unseren Umgang mit neuerlichen Krisen und herausfordernden Lebenssituationen haben – wir werden zuversichtlicher und sicherer, unterschiedliche Herausforderungen zu meistern.

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Leben Optimisten länger?

Optimisten sind fitter und leben länger als Pessimisten.Ein gemäßigter Optimismus (das ist eine realistische Form, die sich z.B. von Leichtsinn unterscheidet) macht uns nicht nur zufriedener, er ist durchaus gesünder für uns. Studien belegen: Optimisten neigen dazu, mehr Vitamine und weniger Fett zu sich zu nehmen und mehr Sport zu treiben. Sie sind seltener unter Stress und schonen damit ihr Herz und ihre Nerven. Optimisten haben zusätzlich meist noch in anderen Resilienzfaktoren eine starke Ausprägung, z.B. bei Akzeptanz und Lösungsorientierung.

“Sie sind Problemlöser, die versuchen, eine Situation zu verbessern. Und wenn sie nicht zu ändern ist, sind sie eher als Pessimisten in der Lage, die Realität zu akzeptieren und weiterzumachen.” sagt der Psychologe Michael F. Schleier, einer der Pioniere im Bereich der Forschung über das positive Denken und den Zusammenhang mit körperlicher Gesundheit.

Und das wirkt sich auch auf unsere seelische Gesundheit aus. Optimistische Menschen haben oft ein positiveres Selbstbild und eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung, das bedeutet, eine höhere Erwartung, aufgrund ihrer eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können und gesetzte Ziele zu erreichen.

Wie kann ich Optimismus aktiv üben?

Tafel: Enjoy the little things

Wovon ist deine Welt voll? Ist sie voller Blumen, wie die von Matisse? Oder voller Wunder, Chancen und Möglichkeiten? Voller wunderbarer Menschen, voll von Liebe und Wärme? Doch bevor wir noch die Einhörner erwähnen… Schau einmal genau hin. Es kann bereits hilfreich sein, den eigenen Fokus ganz gezielt auf das Positive im Leben zu richten und erst einmal wahrzunehmen, wie „voll oder leer“ das eigene Glas im Alltag eigentlich ist.

Kleiner Praxistipp für mehr Optimismus im Leben: Dankbarkeit üben!
Mache dir jeden Abend drei Dinge bewusst, die an diesem Tag schön waren, oder für die du dankbar bist. Denn die positiven Gefühle, die ausgelöst werden, wenn wir dankbar sind und uns schöne Erinnerungen wachrufen, haben großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unseren Optimismus.

Also fang doch gleich an: Wofür bist du heute, jetzt in diesem Moment gerade dankbar?

Quellen und zum Weiterlesen:

http://www.zeit.de/2017/03/optimismus-einstellung-unternehmer
https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/optimismus-positive-gedanken-koennen-das-leben-staerken-a-901042.html
https://goodjobs.eu/blog/article/geil-montag-optimismus-der-versteckte-karrierehelfer
https://www.sueddeutsche.de/panorama/optimismus-lebensdauer-achtsamkeit-grantln-1.5600513

Bildquellen:
Titelbild: silvarita / Pixabay
Gemälde: Henri Matisse, Papageien-Tulpen
Tafel: Alexas_Fotos / Pixabay



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