Wir, die erfahrungsexperten, unterstützen Betroffene von psychischen Erkrankungen bei der Überbrückung der oft unzumutbar langen Wartezeit auf einen ambulanten Therapieplatz.
Bereits ein Jahr nach der Psychotherapie-Reform berichtet die Bundes Psychotherapeuten Kammer im April 2018 von gestiegenen Wartezeiten auf ambulante Psychotherapie. Ziel der Reform war ursprünglich, die Versorgungslage für Betroffene zu verbessern. Die Wartezeit bis zum Beginn einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung ist demnach nur leicht zurückgegangen: von 23,4 Wochen (2011) auf 19,9 Wochen [2].
20 Wochen Wartezeit sind unzumutbar
„20 Wochen Wartezeit sind unzumutbar. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Patienten“, sagte BPtK-Präsident Dietrich Munz im Gespräch mit NDR Info und Panorama 3. Als Ursache für die lange Wartezeit sieht die Kammer eine veraltete Bedarfsplanung, die zuletzt 1999 aktualisiert wurde. Eine neue Bedarfsplanung solle ab 2019 in Kraft treten [1].
Diese hilft aber Betroffenen heute nur wenig. Wir wissen, wie langsam die Mühlen in gewissen Bereichen mahlen und rechnen nicht damit, dass 2019 wie durch Zauberhand die bislang fehlenden 7000 (!) Kassensitze für Psychotherapeuten plötzlich zur Verfügung stehen.
Anträge auf Kostenübernahme werden nur noch zu 1/5 bewilligt
Noch dramatischer: Selbst die Anträge auf Kostenübernahme der Behandlung bei einem nicht Kassen-zugelassenen Therapeuten – vor der Reform eine echte Alternative zum Kassentherapeuten – werden dennoch seit 2017 von den Krankenkassen verstärkt abgelehnt. Durchschnittlich wird nur noch jeder 5. Antrag bewilligt, berichtet die BPtK [1].
Dabei sind 19,9 Wochen Wartezeit nur der Bundesdurchschnitt. Berlin liegt im Schnitt mit ca. 13 Wochen Wartezeit sogar noch auf den günstigen Plätzen. In Thüringen und im Saarland warten die Betroffenen bis zu 24 Wochen [2].
Betroffene brauchen Unterstützung während der langen Wartezeit
Leider werden sich die Wartezeit nicht von Heute auf Morgen so stark reduzieren, wie es wohl zumutbar wäre. Wobei zumutbar je nach persönlicher Lage der Betroffenen auch ein sehr dehnbarer Begriff ist. Wer definiert „zumutbar“?
Wir von den erfahrungsexperten sehen das Problem schon lange und arbeiten seit Anfang 2017 an unserem Resilienztraining RAMSES zur Überbrückung von Wartezeit auf einen ambulanten Therapieplatz. Dieses 10-wöchige Training unterstützt Betroffene während der Wartezeit u.a. durch:
- Aufgefangensein in einem Gruppenkontext
- Struktur durch einen festen Termin in der Woche
- Stärkung des „Immunsystems der Seele“ und Übungen in Achtsamkeit und einem liebevollen Umgang mit sich selbst
- Vermittlung von Fertigkeiten zur Emotionsregulation
- Begleitung durch Erfahrungsexpert_innen
Prävention, Überbrückung und Rückfallprophylaxe mit Experten aus Erfahrung
Das Besondere ist, dass alle Programme, Workshops und andere Angebote von Erfahrungsexperten entwickelt wurden und durchgeführt werden. Wir alle sind Psychiatrie- oder Krisen-erfahren und teilen unsere Erfahrungen heute mit anderen Betroffenen.
Dabei ist das Programm RAMSES nicht begrenzt auf Personen, die auf einen Therapieplatz warten – dies war der Grundgedanke und ist ein Schwerpunkt geworden, seitdem wir das Programm sich in den letzten Monaten weiterentwickelt haben.
Mittlerweile ist es zusätzlich auch als Präventionskurs Resilienztraining RASMUS zur Stressbewältigung zertifiziert und wir bieten Unternehmen an, es zur Rückfallprophylaxe für betroffene Mitarbeiter im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM, d.h. Eingliederung von Mitarbeiter_innen nach längerer Fehlzeit aufgrund psychischer Erkrankung) einzusetzen. Außerdem arbeiten wir an dem Online-Kurs RASMUS, der ab Frühjahr 2019 auch ortsunabhängig allen Interessent_innen zur Verfügung steht.
Unser Ziel: Unterstützung für Betroffene als feste Größe im System
Unser Ziel und Wunsch ist es, dass jede_r Betroffene zu jeder Zeit Zugriff auf das passende Angebot haben kann – zeitnah und kostengünstig. Sei es die Überbrückung von Therapiewartezeit oder Unterstützung bei der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz nach längerer Fehlzeit. Daran arbeiten wir.
Auch interessant:
Quellen:
[1] https://www.ndr.de
[2] https://www.bptk.de/uploads/media/20180411_BPtK-Studie_Wartezeiten_2018.pdf
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